Philippe de Mornay, genannt Duplessis-Mornay (1549-1623)

Als Kapitän, Diplomat, Schriftsteller und Theologe trägt er zur Aushandlung des Edikts von Nantes bei.

Der Kapitän, der Politiker und der Berater des Königs von Navarra

Philipp Duplessis-Mornay (1549-1623)

Philippe de Mornay, Seigneur de Le Plessis-Marly, genannt Duplessis-Mornay, widmet sein ganzes Leben der protestantischen Sache.

Er nimmt an der Seite des Königs von Navarre, des späteren Henri IV., am politischen und militärischen Kampf teil. Sein Wert als Kämpfer wird bei den entscheidenden Schlachten der Hugenotten gegen die Armeen der Liga deutlich. Er zeichnet sich insbesondere am 20.Oktober 1587 in der Schlacht von Coutras aus.

Sein militärisches Wirken ist gepaart mit einer großen politischen Tätigkeit beim König von Navarra, dem zukünftigen Henri IV. Ab 1576 ist er dessen Berater und Botschafter.

Anlässlich seiner Mission beim Prinzen von Oranien (1578-1582) versteht er die ganze europäischen Dimension des Hugenottenkampfes. In den Niederlanden wie auch im Königreich Frankreich macht er sich zum Verteidiger der konfessionellen Koexistenz gegen die spanische Hegemonie und für die Anerkennung der Gedankenfreiheit. 1582 überlässt er die Niederlande den Händen von Monsieur, dem Bruder des Königs (François d’Anjou) und kehrt zum König von Navarra zurück.

Er greift auf direktere Weise in die politische Auseinandersetzung der Nation ein, als Henri von Navarra beim Tod von François d’Anjou (1584-1589) zum designierten Erben des Königreiches wird. Da versucht er, eine Aktion einzuleiten, die einen rechtmässigen Anspruch des Königs von Navarra auf den Thron Frankreichs geltend macht.

Die Ermordung der Guises auf Befehl des Königs Henri III. eröffnet eine neue Epoche. Nach Ansicht Mornays ist es wichtig, Henri III. mit seinem legitimen Nachfolger auszusöhnen. Aber die Ermordung des Königs durch Jacques Clément unterbricht dieses Werk der Aussöhnung zwischen den beiden Lagern.

Duplessis-Mornay und Henri IV

Seit der Thronbesteigung von Henri IV. (1589) erweist sich die Aufgabe des Beraters Mornay als sehr schwierig. Er wird zunehmend von den königlichen Entscheidungen, die gegen seine Ratschläge gehen, ausgeschlossen. Der König zieht die wichtigsten katholischen Anführer auf seine Seite und verspricht, ihre Religion zu schützen. Der Druck der Liga und Spaniens ist so groß, dass der König seine Bekehrung ankündigt. Mornay verurteilt diese, aber er bleibt trotzdem dem König treu.

Er nimmt eine aktive Rolle in den Verhandlungen um das Edikt von Nantes ein. Ohne an dessen Abfassung beteiligt zu sein, trägt er durch seine dem König vorgetragenen Bedenken zu Gunsten der Protestanten und seinen Rat zur Mässigung dazu bei. Er versucht, die Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen.

Er wird von den Protestanten als ihr natürlicher Fürsprecher in den königlichen Ratsversammlungen angesehen, bis er 1598 den Hof, an dem sein Einfluss geringer wird, verlässt. 1600 ist er endgültig nach dem, was Hugues Daussy das “ Opfer von Fontainebleau “ (« sacrifice de Fontainebleau ») nennt, von der Machtausübung ausgeschlossen : nämlich seine unheilvolle und erniedriegende Auseinandersetzung über das Thema des Abendmahls mit dem Bischof von Evreux, Jacques Du Perron, für den der König öffentlich Partei ergreift.

Seine Tätigkeit beschränkt sich dann auf Saumur, wo er 1588 zum Gouverneur ernannt wird und 1604 die Theologische Protestantische Akademie gründet.

Der politische Denker und Schriftsteller

Einsetzung der Eucharistiefeier von Philippe de Mornay

Duplessis-Mornay ist nicht nur ein Akteur auf der politischen Bühne, sondern auch ein politischer Denker, ein Zeitzeuge.

Er inspiriert die in der Nähe von Henri de Navarre verbreiteten Propagandaschriften im Zeitraum von 1585-1589. Er will zeigen, dass die Guise mit dem Feind paktieren, besonders als sie mit den Repräsentanten des Königs von Spanien am 31. Dezember 1584 den Vertrag von Joinville unterzeichnen.

Entgegen der Liga, die die Idee vertritt, dass die Religion die Treue zum Prinzen bedingt, besteht Duplessis-Mornay auf dem Grundsatz der Unterscheidung zwischen Politik und Religion. Er verteidigt das salische Gesetz der Thronfolge gegen das von den Guises vertretene Gesetz der Katholizität. Mornay kann in diesem Sinne als ein Verfechter des calvinistischen Loyalismus zum Königtum betrachtet werden.

Dieser aktive Politiker und politische Denker zeigt sich in seinen Werken ebenfalls als Theologe und Exeget.

Der Aufruf zur Einigkeit ist eine Konstante in seinem Handeln und Denken. Er versuchte, in der Politik einen Minimalkonsens zu erreichen, und in der Religion beschäftigt er sich damit, die gemeinsamen Grundsätze anzuführen.

Seine Angriffe auf die „Allmacht“ (« toute-puissance ») des Papstes im Traité de l’Eglise von 1578 und in De l’Institution sage et Doctrine du Saint sacrement de l’Eucharistie en l’Eglise ancienne von 1598 hindern ihn weder daran, eine Versöhnung zwischen Katholiken und Protestanten zu befürworten, noch die Idee eines Religionsfriedens zu verfechten und die Einberufung eines Konzils von Protestanten und Katholiken zu verlangen, wie er es in Pour le Concile (1600) thesenhaft darlegt. Er findet, dass es keinen grundlegenden Unterschied zwischen Calvinisten und Katholiken gibt. Es sollte sich also nichts der Koexistenz beider Konfessionen entgegenstellen.

Bibliographie

  • Bücher
    • DAUSSY Hugues, Les huguenots et le roi : le combat politique de Philippe Duplessis-Mornay (1572-1600), Droz, Genève, 2002
    • DUPLESSIS-MORNAY, Philippe, Mémoires et correspondance, Rééd. Genève, Slatkine, 1969, Treuttel et Wurtz, Paris, 1824-1825, Volume 12
    • PATRY Raoul, Philippe Duplessis-Mornay. Un huguenot homme d’État, Fischbascher, Paris, 1933
    • SALLIOT Natacha, Duplessis-Mornay, la rhétorique dans la théologie, Garnier, Paris, 2010
  • Artikels
    • BARBICHE Bernard, „Duplessis-Mornay et Sully“, Cahiers d'Aubigné, 2006

Dazugehörige Vermerke

Sully (1559-1641)

Maximilien de Béthune, Baron von Rosny, Herzog von Sully, ist von Jugend an mit Henri de Navarre befreundet. Er wird sein engster Berater und später sein Minister.

Das Edikt von Nantes (1598)

Dieser Gesetzesakt ist der bedeutendste der Regierung von Henri IV., da er nach 36 Jahren des Bürgerkrieges ein friedliches Zusammenleben von Katholiken und Protestanten ermöglicht.

Die Akademien der Reformierten des 16. und 17. Jahrhunderts

Bereits 1565 beschäftigten sich die Synoden der reformierten Kirchen mit der Ausbildung ihrer Pfarrer und mahnten die Kirchen, „Höhere Schulen“ (als Voraussetzung für ein Hochschulstudium) sowie Universitäten oder „Akademien“ (nach...

Pierre Viret (1511-1571)

Pierre Viret widmete sein Leben der theologischen Unterweisung und der Verbreitung des reformierten Glaubens. Er steht im Ruf, ein außergewöhnlicher Prediger gewesen zu sein.

Antoine de Chandieu (1534-1591)

Er war zugleich Theologe, Literat, Dichter und Mann der Tat und hat in den Anfängen der Reformation in Frankreich eine wichtige Rolle gespielt.

Catherine de Parthenay (1554-1631)

Die leidenschaftliche Verteidigerin von La Rochelle vor Richelieu 1627-1628 und unerschütterliche Hugenottin war zudem auch Dichterin, Dramaturgin und Mathematikerin.

Jeanne d’Albret (1528-1572)

Sie bekehrt sich zum Protestantismus, den sie in ihrem Königtum von Navarra zur Staatsreligion erhebt.