Der Friedhof von Montpellier
Der Friedhof von Montpellier gehört zu den größten Friedhöfen, die in Privatbesitz geblieben sind.
Eine späte Realisierung
Montpellier war im 16. Jahrhundert eine humanistische und calvinistische Hauptstadt. Durch die Französische Revolution wurden die Protestanten in der Stadt wieder in der Öffentlichkeit sichtbar. Das 19. Jahrhundert war in Montpellier wie auch anderswo von einer Wiederbelebung und Neuausrichtung des Protestantismus geprägt. 1789 wurde ein Friedhof für Nicht-Katholiken geöffnet, aber die revolutionären Wirren ließen ihn schnell wieder verschwinden.
Gemäß dem napoleonischen Dekret über die Gräber vom 23. Prairial XII (12. Juni 1804) plante das Konsistorium, „unseren Brüdern einen anständigen Platz auf einem Friedhof zu verschaffen“ und schlug daher vor, „bei den zuständigen Personen Petitionen einzureichen, um einen Platz auf einem für die Protestanten bestimmten Friedhof zu erhalten. Aus Respekt vor ihren religiösen Ansichten sollte dieser durch eine Mauer von dem für die Katholiken bestimmten Platz getrennt sein.“
Schließlich wurde ein unabhängiger Friedhof auf einem von der Stadtverwaltung erworbenen Feld errichtet, das gegenüber dem Brunnen Lattes lag und vom Bach Aiguerelles gesäumt wurde. Die erste Bestattung – einer 21 Jahre alten Frau – fand am 20. November 1809 statt, was den protestantischen Friedhof, der heute 200 Jahre alt ist, zum ältesten der Stadt Montpellier macht.
Der Friedhof war schnell zu klein und wurde mehrmals erweitert, bis er seine heutige dreieckige Form und eine Fläche von eineinhalb Hektar erreichte.
Der aus hygienischen Gründen außerhalb der Stadt errichtete Friedhof wurde nach und nach vom städtischen Aufschwung des 19. Jahrhunderts eingeholt und im 20. Jahrhundert eingemeindet.
Ein vielfältiger Friedhof
Der um zwei große, rechtwinklig zueinander verlaufende Alleen angeordnete Friedhof beherbergt eine Kapelle, die 1899 errichtet wurde, und seit 1890 ein Rechteck mit Soldatengräbern. Der durch Ketten, die sechs 370er Granaten miteinander verbinden, abgegrenzte Militärfriedhof wurde 1921 durch ein Kriegerdenkmal ergänzt : eine Säulenhalle, deren Säulen mit skulptierten Kapitellen fünf Steinplatten voneinander trennen, die die Namen von 99 im Ersten Weltkrieg getöteten Soldaten verzeichnen.
Als Spiegelbild der vielfältigen protestantischen Gemeinschaft in Montpellier finden sich hier die reichen Denkmäler berühmter Personen. Als Handels- und Weltstadt, deren medizinische Fakultät in ganz Europa berühmt ist, zieht Montpellier viele Ausländer an, die oft auf dem Friedhof beerdigt werden und deren Gräber zu den schönsten und originellsten Denkmälern gehören.
Die Gräber protestantischer Familien
Die französischen Protestanten pflegen jedoch eher die Nüchternheit. Die bedeutenden Familien stechen durch die Gruppierung ihrer Gräber hervor, die durch Gitter abgegrenzt sind und einen Friedhof innerhalb des Friedhofs bilden. Dort sind bis zu 18 Gräber über vier Generationen vereint, was gleichzeitig Ausdruck der familiären Bindungen (kinderreiche Familien) als auch Ausdruck einer sozialen Stellung (wohlhabende Familien) ist.
Diese Nüchternheit verhindert jedoch nicht eine große architektonische und stilistische Vielfalt.
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