Von der Unterdrückung zur Widerrufung
Der Widerrufung des Edikts von Nantes ging eine ganze Reihe von Unterdrückungsmaßnahmen hinsichtlich der Protestanten und des reformierten Glaubens voraus. Durch diese gegen die Protestanten gerichtete Politik wollte Ludwig XIV. in seinem Reich die Glaubenseinheit wiederherstellen.
Als sich diese Politik als unzureichend erweist, wird Gewalt angewandt : die Dragonaden oder die gewaltsame Einquartierung von Soldaten bei Protestanten, deren Plünderung und Misshandlung ihnen erlaubt sind. Die von den Dragonern terrorisierten Protestanten schwören in großer Zahl ihrem Glauben ab.
Schließlich widerruft Ludwig XIV. das Toleranzedikt von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau. Dieses neue Edikt verbietet die Ausübung des reformierten Glaubens und ordnet den Abriss aller noch bestehenden reformierten Tempel an. Die Pastoren müssen sich bekehren oder ins Exil gehen. Die Gläubigen haben keine andere Religionszugehörigkeit mehr als die katholische. Viele entscheiden sich eher für die Auswanderung, die jedoch verboten ist, als für einen unter Zwang erfolgten Glaubenswechsel.
Das Edikt von Fontainebleau ruft heftige Reaktionen hervor : Zustimmung in Frankreich bei den Katholiken, im Ausland jedoch begegnet man den eingesetzten Methoden mit Zurückhaltung oder Empörung.
Die Protestanten, die in Frankreich geblieben sind und sich gegen ihre Überzeugung haben bekehren lassen, werden als ‚Neukonvertierte‘ bezeichnet. Sie müssen sich den katholischen Praktiken unterwerfen : zur Messe gehen, ihre Kinder taufen lassen, die letzte Ölung in der Todesstunde empfangen.
Viele Neukonvertierte üben ihren reformierten Glauben zu Hause oder bei heimlichen Versammlungen aus, die unter freiem Himmel und an abgelegenen Orten stattfinden. Wenn diese Versammlungen entdeckt werden, fällt die Bestrafung hart aus : Gefängnis und Galeeren erwarten die Widerspenstigen.