Die Verschwörung
von Amboise (1560)

Die protestantische Partei versucht, den König zu entführen, um ihn dem Einfluß der Guises zu entziehen.

Die Entstehung der Verschwörung

  • Die Verschwörung von Amboise (5. März 1560) © S.H.P.F.

Nach dem Tode von Henri II. (1559) fällt Katharina von Medici die Schlüsselrolle am Hofe ihres Sohnes François II. zu. Die tatsächliche Staatsmacht wird von ihr und den Guises ausgeübt (François de Lorraine, Herzog von Guise, bekleidet den Rang des Generalstatthalters Frankreichs). Nach der Hinrichtung des Parlementsrats Anne du Bourg fühlen sich die Protestanten bedroht.

Die protestantische Partei faßt den Entschluß, den König zu entführen, um ihn dem Einfluß der Guises zu entziehen.

Königin Elisabeth I. von England, die zugleich das Oberhaupt der anglikanischen Kirche ist, leistet den Verschwörern Unterstützung.

Antoine de Bourbon lehnt die Leitung der Verschwörung ab, die schließlich von seinem Bruder Louis de Bourbon, Prinz von Condé, übernommen wird. Calvin und die meisten reformierten Kirchen mißbilligen das Vorhaben.

Der schlecht vorbereitete Anschlag mißlingt

  • Repressionen in Amboise (1559) © B.P.U. Genève

Der Anführer der Verschwörer ist Jean Du Barry, Herr von La Renaudie, der dem Kleinadel des Périgord entstammt. Er versammelt einen Trupp von ungefähr 200 bewaffneten Männern um sich, der das Schloß von Amboise, wo sich zu dieser Zeit der Hof aufhält, über die Loire erreicht und es einkreist. Der Plan des Anschlags ist jedoch vorher verraten worden : die Guises lassen die Verschwörer gefangennehmen. Am 19. März 1560 kommt es zur Vergeltung.

Die Vergeltung ist erbarmungslos

Der Leichnam La Renaudie’s, der während eines Handgemenges getötet worden ist, wird gevierteilt. Seine Unterführer werden in Amboise vor den Augen des Hofes und und etlicher Würdenträger, die zu diesem Schauspiel extra eingeladen worden sind, hingerichtet.

Der Prinz von Condé bekennt sich nicht zu seinen Anhängern.

Der Vergeltungsschlag löst an verschiedenen Orten Aufstände von Protestanten aus, die gewaltsam katholische Kirchengebäude besetzen, um dort ihren Gottesdienst abzuhalten.

Bibliographie

  • Bücher
    • ROMIER Lucien, La conjuration d’Amboise, Perrin, Paris, 1923

Dazugehörige Rundgänge

Dazugehörige Vermerke

  • Jean Calvin (1509-1564)

    Eine Generation nach Luther gibt der Franzose Jean Calvin der Reformation eine neue Richtung : er erneuert die Kirchenordnung und die Glaubenslehre und bestimmt die Rolle der Kirche im Staat neu.
  • Der Aufschwung des Protestantismus in Frankreich (1520-1562)

    Luthers Ideen verbreiten sich in Frankreich ab 1520. Der Obrigkeit gelingt es zunächst, den Einzug der Reformation zu verhindern. Ab 1540 bildet sich jedoch unter dem Einfluß von Calvin eine...
  • Das Massaker von Wassy (1562)

    Für die Protestanten beginnen die Religionskriege mit dem Massaker von Wassy. Für die Katholiken werden sie von der Eroberung von Orléans durch Louis de Condé ausgelöst.
  • Das Religionsgespräch von Poissy (1561)

    Um es nicht zu einem Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten kommen zu lassen, lädt Katharina von Medici Theologen beider Parteien zu einem Religionsgespräch in Poissy ein. Das Vorhaben scheitert.
  • Die Plakat-Affäre (1534)

    Plakate mit einem die katholische Kirche beleidigenden Text werden in Paris, in der Provinz und sogar an der Schlafzimmertür des Königs angeschlagen. François I. entschließt sich zur Vergeltung.