Die Theologische Fakultät
von Paris

Nicht einmal zur Zeit des Edikts von Nantes wurde protestantische Theologie in Paris unterrichtet. Die Verlegung der Strassburger Hochschule nach Paris als Folge der Niederlage von Sedan im Jahr 1870 war ein sehr symbolisches Ereignis für eine gereifte protestantische Identität.

Strassburg kommt nach Paris

Paris, protestantische Fakultät © SHPF
Hauptgebäude des Institut für protestantische Theologie © Thibault Godin
Bibliothek und Fonds Ricœur © Thibault Godin
Das Institut für protestantische Theologie (Paris) © Thibault Godin
Das Institut für protestantische Theologie (Paris) © Thibault Godin

Im Juli 1877 schrieb die Revue chrétienne folgendes : „Der 1. Juni 1877 wird ein erfreuliches Datum in der Geschichte des französischen Protestantismus bleiben. Die alte theologische Fakultät von Strassburg, die gemäß Verordnung vom 27.3. nach Paris verlegt worden war, wurde offiziell eingerichtet und hat ihre Vorlesungen heute im alten Kollegiumsgebäude Rollin, rue Lhomond, begonnen. Die von mehr als 200 Menschen besuchte Veranstaltung wurde vom Rektor der Akademie von Paris, M. Mourier, geleitet“. Zum ersten Mal in der französischen Geschichte wird protestantische Theologie in Paris gelehrt und das in staatlicher Zusammenarbeit (A. Encrève).

Der Zeitraum zwischen dem Vertrag von Frankfurt (10.Mai1871) – der den Verlust vom Elsass und einen Teil Lothringens zur Folge hatte – und der verzögerten Gründung dieser Fakultät in Paris, erst 1877, erklärt sich vor allem mit den tiefen Spaltungen, die den französichen Protestantismus damals heimsuchten und die Reformierten in ein orthodoxes und ein liberales Lager spalteten, ebenso die Lutheraner und auch die Libristen (s. Die Zeit der Spaltungen). Einerseits konnte die Fakultät von Montauban alleine nicht alle französischen reformierten Pfarrer ausbilden. Ihre eindeutig orthodoxe Orientierung beunruhigte die Liberalen. Andererseits barg die Verlegung der eher liberalen Hochschule von Strassburg die Gefahr der Schaffung einer großen lutherisch-reformierten Fakultät mit liberaler Vorherrschaft. Dies wiederum wollten die Orthodoxen vermeiden. Sie schlugen sogar die Verlegung der Fakultät von Montauban nach Paris vor.

Die Spaltung der Synode von 1872, der Sturz von Thiers, die Machtergreifung der Anhänger der sittlichen Ordnung, Gegner des Protestantismus, verzögerten die Entscheidung. Gewisse Protestanten, insbesondere Edmond Pressensé, organisierten später in Paris eine theologische Lehre, die ohne staatliche Hilfe auskam. Sie gründeten eine freie Schule für religiöse Wissenschaften nach dem Modell der freien Schule für politische Wissenschaften. Sie gab Strassburger Professoren die Möglichkeit, ihren Unterricht in Paris wieder aufzunehmen. Sie bestand 3 Jahre lang.

Erst als der Protestant W. Waddington das Amt des Ministers für öffenliches Schulwesen (vom 9. März 1875 bis 16. Mai 1877) übernahm, wurde eine Lösung gefunden. Der Beschluss vom 27. März 1877 legt folgendes klar fest : „Die gemischte Fakultät für protestantische Theologie, deren Sitz sich in Strassburg befand, wird nach Paris verlegt.“ Die Lutheraner, die liberalen Reformierten und die Libristen waren mit dieser Entscheidung zufrieden. Auf Grund der Unzufriedenheit der orthodoxen Reformierten jedoch war die Möglichkeit einer Verlegung der Fakultät von Montauban nach Paris nicht ausgeschlossen, aber sie forderte eine gesetzliche Regelung. In der Tat blieb sie bis 1919 in Montauban. Dann wurde sie nach Montpellier verlegt.

Die Theologische Fakultät
von Paris

Faculté de théologie de paris

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Bibliographie

  • Artikels
    • ENCREVÉ André, „La fondation de la faculté de théologie protestante à Paris“, Études théologiques et religieuses, Institut Protestant de Théologie, Montpellier, 1977, Tome 52, p. 337-370

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