Die französischen und englischen Korsaren
Die Aufteilung der jenseits des Ozeans entdeckten und zu entdeckenden Länder unter Spanien und Portugal ergab sich aus dem Vertrag von Tordesillas vom 7. Juni 1494. Diese von Papst Alexander VI. durch eine Bulle bestätigte Aufteilung wurde weder von Frankreich noch von England anerkannt, zumal ihr das von den Spaniern verhängte Verbot folgte, das anderen Nationen den Handel mit ihren Kolonien in Amerika verwehrte.
Unter diesen Umständen duldeten es die französischen und englischen Herrscher, dass sich ihre Untertanen mit Berufung auf mehr oder weniger authentische Kaperbriefe spanische Interessen in den europäischen Gewässern sowie in Westindien angriffen. Diese Duldung verwandelte sich manchmal in kaum verborgene Ermutigungen.
Verwicklung der Hugenotten in den Seeräuberkrieg
Bereits 1521 beginnen die Franzosen, spanische Schiffe auf dem Heimweg aus Westindien (Amerika) anzugreifen.
Wie ihre anglikanischen Kollegen steigen die hugenottischen Schiffseigner in diese sowohl lukrative als auch religiös motivierte Tätigkeit ein, besonders zur Zeit der Religionskriege. Die Spanier befürchten in der Tat eine französische oder hugenottische Besiedlung „ihrer“ Länder in der Neuen Welt. 1565 hatten sie unter dem Kommando des Pedro Menéndez de Aviles die von J.Ribault und René de Laudonière in Florida gegründete Kolonie zerstört und all ihre Bewohner nicht als „Franzosen“ sondern als „Lutheraner“ massakriert. Sie behandelten ebenfalls die geschnappten Korsaren nicht als Gefangene sondern als Häretiker, denen sie die gleichen Strafen auferlegten wie in Spanien : nämlich Hinrichtung durch den Strang.
Da das Meer seiner Natur nach ein Raum der Freiheit ist, scheint es nicht verwunderlich, dass die Seeleute schon früh von den Ideen der Reformation angezogen wurden, und zwar so sehr, dass Jean le Frère 1584 sagen konnte : „Fast alle Schiffer Frankreichs sind Protestanten, besonders die der Normandie.“ …“Sie sind die erfahrendsten in Frankreich“.
Der Seeräuberkrieg wie Admiral Coligny ihn institutionalisiert und organisiert, hat zwei Seiten :
- In den Kriegen zwischen Spanien und Frankreich, werden die Protestanten zu Kolonialisierung und Seeräuberei getrieben, um Spanien auf einem anderen Gebiet zu schwächen.
- Während der Religionskriege in Frankreich machen Jeanne d’Albret und die protestantischen Fürsten daraus ein Instrument im Dienst der „protestantischen Sache“, hauptsächlich, um sie zu finanzieren.
Die wichtigsten hugenottischen Korsaren
1523 kaperte Jean Forin (oder Fleury), Kapitän der Seeräuberflotte des Reeders Jean Ango aus Dieppe, vor dem Kap Saint-Vincent eine Galeone, die den „Schatz des MOCTEZUMA“ nach Spanien brachte, den Cortez Karl V schickte.
Später entlud Guillaume Chaudet, der Sohn eines reichen protestantischen Händlers aus Honfleur, einen reichen Frachter mit Zucker aus den Kanarischen Inseln (oder aus Porto Rico).
In Westindien wurde angegriffen, um Schiffe mit reichen Ladungen zu kapern oder Küsten- und Inselstädte zu plündern. Zwischen 1536 und 1568 zählt man 152 in der Karibik gekaperte Schiffe und 37 zwischen Spanien, den Kanarischen Inseln und den Azoren (aber nicht alle von Hugenotten…). Es muss festgestellt werden, dass die von Frankreich kommenden Korsaren keine Hemmungen hatten, den Spaniern in den Küstenstädten Schmuggelware zu verkaufen, ehe sie die Galeonen angriffen.
Zu Lande muss man den Angriff auf Carthagenia (Colombien) 1543 durch eine gemischte Truppe von 300 Franzosen und Engländern anführen. 1534 wird Santiago de Cuba von Jacques de Sores mit 3 Schiffen und 300 Männern eingenommen. Im darauffolgenden Jahr schlägt er erneut zu, indem er Santa Maria (Kuba) plündert. Im Juli bemächtigt er sich mit seinem Gefährten, dem Normannen François Le Clerc , Havannas und macht eine enorme Beute. François Le Clerc hatte 1553 von Heinrich II. den ersten Kaperbrief erhalten, um in Amerika tätig zu werden.
Ein anderer Hugenotte, Guillaume Le Testut, Mitglied der Kartographieschule in Dieppe, verbündete sich im März 1573 (oder 1572) mit dem berühmten englischen Kapitän Francis Drake. Indem sie ihre zwei Truppen verbanden, bemächtigten sie sich eines beträchtlichen Gold- und Silbertransports aus Peru unter den Mauern von Nombre de Dios (Isthmus von Panama), nachdem sie eine starke spanische Eskorte geschlagen hatten. Darüber hinaus verlor Guillaume Le Testut bei diesem Angriff das Leben.
Die Kaperschiffe
Die von den hugenottischen Korsaren benutzten Schiffe waren im Gegensatz zu den Galeeren runde Schiffe mit 2 oder 3 Masten, die dem Handel oder dem Fischfang auf dem offenen Meer dienten und nur für die Kaperung kriegsmäßig umgerüstet wurden. Man nannte sie oft Barken ; ihre Tonnage schwankte zwischen 6 bis 100 Tonnen und konnte manchmal sogar 150 und auch 200 erreichen. Sie kaperten Schiffe, die sehr viel größer waren als sie, beispielsweise die beiden venezianischen Schiffe, die 1569 Jacques de Soresan an der englischen Küste gekapert hatte und deren Gesamtzuladungsgewicht auf 800 bis 900 Tonnen geschätzt wurde. Für den Krieg umgerüstet, trugen sie Artilleriegeschütze, gewöhnlich Kleinkaliber aus Bronze oder Gusseisen. Denn die erhoffte Beute sollte nicht versenkt sonder so intakt wie möglich übernommen werden. Daherwaren die Männer die wichtigste Kraft auf dem Kaperschiff.
Die Heimathäfen
An der französischen Küste waren die Reedereihäfen der hugenottischen Korsaren im Wesentlichen Dieppe und La Rochelle , aber auch die der Trichtermündung der Seudre (Marennes, Arvert, La Tremblade). Die Seeleute dieser Häfen stellen den Korsarennachschub, ihre Schiffe gehen mit den gleichen Kapitänen und den gleichenVersorgern auf Kabeljaufang in Friedenszeiten und auf Beutezug gegen die Spanier im Krieg. Die Stadt Le Havre war während ihrer Besatzung durch die Engländer ab 1562 ein gefährliches Freibeuterzentrum für katholische Schiffe, hauptsächlich im Ärmelkanal. Der Wirkungsbereich der Korsaren erstreckte sich von Calais die französische Küste entlang bis zu den Küsten Spaniens und Portugals und sogar bis zu den Azoren und Nordafrika. 1574 zählt man 20 für den Krieg ausgerüsstete Schiffe und Barken, die auf Beutefang gingen. Viele ihrer Kapitäne waren Normannen aus Fécamp, Dieppe und Yport, die sich nach La Rochelle „zurückgezogen“ hatten. In La Rochelle wird nämlich die Beute der einheimischen, aber auch der von anderswo stammenden Korsaren entladen und vermarktet : 29 spanische oder flämische Schiffe werden 1570 und 34 1571 nach La Rochelle gebracht. In den anderen Häfen von Aunis und Saintonge landeten auch zahlreiche Beutezüge.
La Rochelle war auch eine Operationsbasis für die holländischen « Gueux de la mer » genannten Korsaren des Prinzen von Oranien. Wilhelm von Nassau residierte dort sogar von 1571-1572. Die französischen Protestanten gewährten diesem eine kostbare Hilfe durch ihre Korsaren, die die spanischen Schiffe angriffen, um Philipp II. die Reichtümer der Neuen Welt zu rauben und so die Finanzmittel des Herzogs von Alba, die er zur Unterdrückung des Aufstands der Niederlande einsetzte, zu verringern. Sie fingen auch Schiffe ab, die den spanischen Truppen Lebensmittel und Munition brachten.
Die Einkünfte aus der Freibeuterei
Während der Religionskriege wurde La Rochelle zum Nachschubgebiet der protestantischen Armeen, und es wurde nötig, eine permanente Flotte auszurüsten und die Korsaren nicht nur im Kampf gegen die Spanier einzusetzen, sondern auch für die Versorgung und Mitfinanzierung „der Sache“. Die Kaperbriefe wurden den Korsaren im Namen der Königin von Navarra, Jeanne d’Albret, und der protestantischen Fürsten ausgestellt. Coligny organisierte manchmal Expeditionen auf eigene Rechnung, indem er Privatpersonen die Mittel, sie durchzuführen, zur Verfügung stellte und dafür im Gegenzug hohe Summen erhielt. Diese Kaperbriefe brachten den Korsaren einen echten Vorteil : sie gaben ihren Militäraktionen einen offiziellen Anstrich und legalisierten ihre Taten. Sie sollten ihre Besitzer vor jeglicher Strafverfolgung schützen. Diese Korsaren sind Soldaten in einer « armée de la Mer », die unter das Kommando des Sieur de La Tour, dann nach seinem Tod in Jarnac, des Jacques de Sores gestellt werden.
Bei dem Verkauf der als gut deklarierten gekaperten Waren wurde der „“zehnte Teil des Admirals“ einbehalten zu Gunsten Heinrichs von Navarra auf Grund seines « droit d’Amirauté ». Ein weiteres Zehntel wurde eingeführt, um zu Gunsten „der Sache“ verwendet zu werden. Diese Abgaben stellten eine wesentliche Einnahmequelle für die protestantische Seite dar.