Antoine Courts Projekt
Das Programm für den Wiederaufbau der reformierten Kirchen in Frankreich, das Antoine Court von 1715 an erstellt, umfasst mehrere Schwerpunkte :
- Wiederherstellung der kirchlichen Ordnung und Organisation von vor 1685,
- Die theologische Ausbildung der Pastoren in einem akademischen Rahmen.
Antoine Court leitet das Seminar von Lausanne nicht selbst, aber er organisiert es. Er fungiert gleichzeitig als Betreuer und als Sekretär und hält dabei auch die Verbindung zu den Kirchen in Frankreich aufrecht.
Die Gründung des Seminars
Das Seminar soll die reformierten Akademien ersetzen, die bereits vor der Aufhebung des Edikts von Nantes geschlossen wurden.
Zwischen 1726 und 1744 werden rund vierzig Studenten, je zwei bis vier gleichzeitig, ausgebildet.
In der Zeit von 1745 bis 1812 stabilisiert sich die Zahl der Studierenden, zwischen zwölf und sechzehn pro Jahr, und der Studiengang wird länger.
Der Lehrkörper besteht aus Professoren der Akademie und Pastoren aus Zürich, Bern und Genf.
Die Vikare werden heimlich auf Beschluss der Synode nach Lausanne geschickt. Mehrere Provinzen verlangen von dem Studenten oder Vikar, dass er vor seiner Abreise nach Lausanne eine doppelte Verpflichtung unterschreibt : zum einen, dass er in die Provinz, zu der er gehört, zurückkehrt, und zum zweiten, dass er sein ursprüngliches Vorhaben nicht aufgibt.
Studienplan
Wegen des dringenden Bedarfs an Pastoren im Désert dauert das Studium zunächst höchstens ein Jahr.
Von 1745 ab erstreckt sich das Studium über zwei Jahre und umfasst, wenn möglich, die Fächer Griechisch, Philosophie und Theologie.
Mit dem Toleranzedikt (1787) werden die Anforderungen an die Kandidaten größer, und die Dauer des Studiums verlängert sich auf fünf Jahre : zwei vorbereitende Jahre, die dem Studium der Grammatik und der Logik gewidmet sind, dann drei Jahre mit den Fächern Theologie, Kirchengeschichte, Moral, Physik und Mathematik.
Der Theologieunterricht ist geprägt durch die Philosophie der Aufklärung, und der „Vernunft“ wird mehr Platz eingeräumt.
Ordinationsfeier
Die Berufung der Vikare zu ihrem Amt erfolgt durch einen liturgischen Akt, der in der Kirchenordnung der reformierten Kirche Frankreichs bereits seit dem 16. Jahrhundert vorgesehen ist : die Ordination (« consécration »).
Seit 1730 gilt, dass die Ordination in Gegenwart von mindestens drei Pastoren in Lausanne oder in einer reformierten Kirche im Ausland oder in Frankreich stattfinden kann.
Das Ende des Seminars von Lausanne
Mit Gründung der Theologischen Fakultät von Montauban (Gesetz des Kaiserreichs, 1808) stellt das Seminar von Lausanne seine Tätigkeit ein.
Am 18. April 1812 findet in Lausanne die Schlussfeier statt.