Martin Luther, seine Theologie

Luther formuliert seine Theologie aus der Bibel heraus, insbesondere beruft er sich auf den Römerbrief des Apostels Paul was seine These der Erlösung durch die Gnade Gottes anbetrifft die anstelle der Doktrin der Segnung durch gute Werke tritt. Seine Theologie legt den Grundstein, auf dem sich die Reformbewegung aufbaut. Sie gilt in den evangelisch-lutheranischen Kirchen, und ihre Grundsätzen wurden auch von den anderen evangelischen Kirchen übernommen.

Die Grundsätze seiner Theologie

Médaille ''soli deo gratia'' © Collection privée

Luthers Theologie kommt in allen seinen Schriften zum Ausdruck. Die Augsburger Konfession von 1530, die zwar von Melanchthon verfasst wurde, aber weitgehend von Luther inspiriert, fasst seine theologischen Prinzipien in einer gelungenen Synthese  zusammen.

Gänzlich auf der Bibel basierend, verwirft die luthersche Theologie alles was nicht in der Bibel nachzulesen ist. Da sie sich insbesondere am Brief Pauls an die Römer orientiert, setzt sie sich bei den Themen der Gnade Gottes und der guten Werke deutlich vom theologischen Gedankengut der katholischen Kirche ab.

Die Grundsatzthemen der evangelischen Theologie wurden schon vor Luther durch die lateinischen Formulierungen der Soli in abweichender Folge und verschiedener Anzahl zusammengefasst (Sola Gratia, Sola Fide, oder Soli Deo Gloria). Wir greifen hier die auf, die bezeichnend für Luther sind.

Einzig Jesus-Christus : Solus Christus

Jesus-Christus ist das Sinnbild der Liebe Gottes zu uns. Es ist nicht richtig, die Heiligen zu beschwören oder ihre Hilfe anzufordern „ … denn es gibt nur diesen einen der versöhnt und vermittelt zwischen Gott und den Menschen: Jesus-Christus, der eine und einzige Retter, der ein- und einzige Hohepriester, der eine von Gott bestimmte Sühneopfernde, der eine Führsprecher vor Gott.“

Nur die Schrift gilt für den Christen : Sola scriptura

Das Wort Gottes wie es in der Schrift festgehalten ist, das heißt der Text der Bibel, steht über jeder Norm der Kirche, sei diese auch vom Papst oder von einem Konzil proklamiert: allein den Text der Bibel gilt es zu befolgen. Wenn das Bibelwort allen zugänglich ist, kann das Wort Gottes den Menschen zum Glauben erwecken. Dieses Wort Gottes kann weder konfisziert noch kontrolliert werden.

Nur die Gnade Gottes : Sola gratia

Der Mensch ist von Grund auf ein Sünder und kann sich selbst nicht erretten, weder durch seine eigene Kraft, noch durch verdienstvolles Wirken, und auch nicht durch Demütigung oder Kasteiung. Seine Vergebung und dadurch seine Rettung kommen von Gottes Gnade, durch den Kreuzestod Jesus-Christi (vergleiche Römerbrief Pauls). Die Gnade befreit den Menschen von der sinnlosen Suche nach dem Heil durch seine Mühe und seine Verdienste.

Nur der Glaube : Sola Fide

Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Glauben bedeutet die Liebe Gottes annehmen, und durch den Glauben erreicht der Mensch Gott. Er macht den Menschen gerecht und führt ihn dazu, Gutes zu tun: „wie das Eisen durch das Feuer zum erglühen kommt, so durchdringt den, der im vollen Glauben die ewige Gegenwart Gottes begreift, dieselbe, er wird durchwirkt davon und geht in ihr auf, dabei erfüllt er sich mit Helligkeit und Tugend“. Wer im Glauben lebt, führt aus Dankbarkeit für die Liebe Gottes gute Werke aus :  „im Leben des Gläubigen sind die guten Werke nicht die unseren, sondern sie sind die Konkretisierung der göttlichen Wirkkraft durch unser Tun“.

Andere Leitlinien

Auseinandernehmbarer Kommunionskelch © S.H.P.F.

Das allgemeine Priesteramt für alle die getauft sind: Wir sind alle Priester Gottes

Dieser Grundsatz soll nicht zu falschem Verständnis führen: seine Bedeutung ist lediglich, dass kein Unterschied in der Würde besteht, es gibt keine Rangordnung zwischen Klerikern und Laien, für alle ist der Zugang zu Gott der gleiche.

Aber es gibt Unterschiede in der Aufgabe der Christen, da diese verschiedene Berufe ausüben (das deutsche Wort Beruf meint gleichermaßen die ausgeübten Tätigkeit wie auch die empfundene Berufung zu derselben): „Ob Prinz, Flickschuster oder Pfarrer, alle dienen einander wie die Gliedmasse eines einzigen Körpers dessen alleiniger Befehlshaber Christus ist.“

Die Sakramente

Es handelt sich hier um die „sichtbaren Zeugnisse“ der Gnade Gottes wie von Jesus eingeführt. Diese von Augustinus von Hippo stammende Definition führt Martin Luther dazu, nur zwei Sakramente beizubehalten : die Taufe und das Abendmahl (nicht jedoch die Busse, die Firmung, die Heirat, die Ordination, die Krankensalbung), und er versteht das Sakrament als dem Gläubigen aus dem Glauben zukommendes Versprechen der Gnade, nicht mehr als Akt, der in sich selbst Heil bringt.

Ein solches Verständnis der Sakramente verändert die traditionelle Doktrin und die herkömmliche Praxis des heiligen Abendmahls völlig:

  • sie schliesst jede Idee der « heiligen Messe » als durch die Priester erneuerte Opferdarbietung zum Heil der Lebenden und der Toten aus, denn durch den Tod Jesus am Kreuz als Sühneopfer ist die Opferdarbringung für alle Zeiten erfüllt,
  • wenn das durch den Glauben erhaltene Gnadenversprechen Bestandteil dieses Sakraments ist, so muss der Akt der Kommunion vom Bibelwort begleitet und vorbereitet sein, also also muss dessen Verständnis für die gesamte Bevölkerung gewährleistet sein : die « heilige Messe », oder genauer der Gottesdienst ist in der allen Gläubigen zugänglichen Volkssprache anstatt in Latein zu halten,
  • der Bezug des Eucharistie-sakraments auf die Worte Christi „Trinket und esset alle davon“, mit denen er selbst die erste Abendmahlskommunion einleitet, führt dahin, nicht nur den Priestern, sondern dem ganzen Volk die Kommunion durch beide Gaben anzubieten :  Brot und Wein.

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