Die Gruppe der Dombes
Die Gruppe der Dombes vereint katholische, orthodoxe, reformierte, lutherische Theologen, die, indem sie über Lehre und Spiritualität nachdenken, Wege des Zusammenwirkens und der Versöhnung der Kirchen suchen. Sie ist 1937 gegründet worden. Lange Zeit hat sie sich in der Zisterzienser-Abtei der Dombes versammelt, in der Gegend von Lyon. Sie hat diesen Namen beibehalten.
Eine interkonfessionelle Initiative
Die Gruppe der Dombes geht auf eine Initiative des Abtes Paul Couturier (1881-1953) und des Baseler Pastors Richard Bäumlin zurück. Als der Abt Couturier 1933 beauftragt wird, das Gebet für die Einheit zu organisieren, akzeptiert er mit Widerwillen die Kritik seines Vorhabens gegenüber den getrennten Kirchen. Er möchte ein Gebet vorschlagen, das eine universelle Dimension annimmt. Aber es ist kaum möglich, dessen Grundlagen festzulegen ohne eine interkonfessionelle Arbeit, die fähig ist, sich den spaltenden Fragen zu stellen: Fragen der Lehre einerseits, Fragen der Spiritualität andererseits. Indem er seine Fragen mit anderen Priestern teilt, hört er von einer ähnlichen Suche im protestantischen Milieu, die in der alemannischen Schweiz von Pastor Richard Bäumlin angeführt wird. Er plant also die Gründung einer Reflexionsgruppe. So finden sich 1937 in der Zisterzienser-Abtei der Dombes, in der Gegend von Lyon, vier Priester und vier Pastoren zusammen, die entschlossen sind, diese anspruchsvolle Arbeit des Nachdenkens auf sich zu nehmen. Die Gruppe der Dombes ist geboren.
Die Abtei der Dombes ist bis 1997 der Hauptort der Begegnungen. Zuweilen finden die Versammlungen auch in der Gemeinschaft von Taizé statt. Sie sind wichtig, denn bei dieser Gelegenheit kann die Gruppe die Fragen der Jugendlichen hören, die sich dort regelmäßig versammeln. Diese verstehen nur schwer die Hindernisse, die sich einer Interkommunion entgegenstellen. Seit 1998 trifft sich die Gruppe in der Abtei de Pradines (Loire).
Die Begegnungen finden immer in der ersten Septemberwoche statt.
Erste Arbeiten 1937-1970: in Richtung Gemeinschaft der Kirchen? Die Abfassung von Thesen über die Lehrpunkte, die trennen
Während der ersten Jahre widmet sich die Gruppe der Dombes einer Annäherung der Lehrmeinungen. Die Arbeiten befassen sich mit der Kirchengeschichte, den Texten und Debatten der Kirchenväter, den Kontexten, in denen Spaltungen entstanden sind.
Sie befassen sich auch mit dem Inhalt der spaltenden Lehren. Die Arbeiten werden während des Zweiten Weltkrieges unterbrochen und 1951 in erweiterter Form wieder aufgenommen (zwölf Priester und zwölf Pastoren).
Im Jahre 1957 entscheidet die Gruppe, dass sie nun den ersten Abschnitt einer Abfassung in Form von strikt internen Thesen erstellen können. Die erste bezieht sich auf die konfessionellen Unterschiede in Bezug auf die Erbsünde, die im 16. Jahrhundert entstanden sind: die Katholiken haben sie auf die Natur des Menschen zurückgeführt, während die Reformierten sie mit dem Thema Gnade und Heil verbunden haben.
Es sind zwei Annäherungsweisen, die eigentlich nicht dasselbe Problem behandeln. Darum kann dieser Lehrpunkt neu formuliert werden und von nun an nicht mehr trennen. Elf andere Thesen folgen. Die letzte, Die Kirche, Gemeinschaft der Heiligen wird 1970 verfasst.
Nach dem 2. Vatikanischen Konzil: von der Gemeinschaft der Kirchen zur Bekehrung der Kirchen: Abfassung von Dokumenten zum externen Gebrauch
Nach den Fortschritten im interkonfessionellen Dialog, zu denen das Zweite Vatikanische Konzil ermutigt hat, fühlt sich die Gruppe der Dombes imstande, Arbeitsdokumente zu veröffentlichen, die einem erweiterten Publikum zugänglich sein sollen. Die Gruppe ist inzwischen größer geworden und besteht aus zwanzig Priestern und zwanzig Pastoren, zu denen sich je nach den behandelten Themen dieser oder jener Spezialist zur punktuellen Mitarbeit einfindet. Dank der Erstellung der Thesen wurde erforscht, was die Gemeinschaft der Kirchen behindert oder nicht. Die nun folgende Etappe bezieht sich auf das, was diese Gemeinschaft konkreter ins Auge fassen könnte und was nicht. Es ist die Frage der Bekehrung der Kirchen. Es wird das Problem behandelt, welches der Interkommunion im Wege steht, besonders der eucharistische Glauben, die Autorität der Ämter, die apostolische Nachfolge usw. Diese Dokumente, deren Abfassung mehrere Jahre dauern kann, sind reich an Kapiteln über die Geschichte und an Berichten über theologische Debatten. Im Jahre 1990 wird ein Dokument veröffentlicht, das die Bekehrung der Kirchen als ein Ziel angibt. Die Gruppe fühlt sich damit fähig, so empfindliche Lehrmeinungen anzugehen, wie die Gestalt der Maria oder das Thema der Gemeinschaft der Heiligen im Respekt eines offenen Dialoges.
Die Dokumente der Gruppe der Dombes sind viel verwendete Arbeitswerkzeuge. Sie wurden von der Kommission Glauben und Kirchenverfassung des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Vorbereitung des Dokumentes Taufe, Eucharistie, Amt benutzt, das bei der Konferenz von Lima (1982) vorgestellt wurde.
Sie werden auch in zahlreichen interkonfessionellen Gemeindegruppen benutzt, die unter anderem mit dem durch die Mischehen aufgeworfenen Problem konfrontiert sind, und die im Allgemeinen den Weg eines konstruktiven Dialogs finden wollen.
Bibliographie
- Bücher
Dazugehörige Rundgänge
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Die Ökumene tritt auf verschiedenen Ebenen in Erscheinung. Sie nimmt vielfache Formen an (Begegnungen, Vereinbarungen, gemeinsame Aktionen) und verpflichtet Gesprächspartner verschiedener christlicher Konfessionen, oft in bilateraler Form. Der vorliegende Rundgang...
Dazugehörige Vermerke
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Die Gemeinschaft von Taizé
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Le Conseil Œcuménique des Églises
Le Conseil Œcuménique des Églises (World Council of Churches), dont le siège est à Genève, rassemble plus de 300 Églises particulières, de dénominations protestantes, anglicanes et orthodoxes, représentant plus de...