Die Pfarrerskleidung
Seit Calvin ist das Tragen des schwarzen Talars, der Robe eines Universitätsdoktors, bei der Feier des Gottesdienstes üblich. Nach 1968 wurde er von einigen Pastoren abgelegt und kommt heute nach und nach wieder in Gebrauch.
Von der kirchlichen Kleidung zum Talar
Seit den frühen Tagen der Reformation trugen die Prediger ein kirchliches Gewand.
Luther, ehemaliger Mönch und erster Pfarrer der neu gegründeten Kirche des Augsburger Bekenntnisses, trug – wie auf Stichen zu sehen ist – sowohl schwarze als auch weiße Klosterkleidung.
Calvin und Zwingli trugen stets den schwarzen Talar, die sogenannte „Genfer Robe“: die Robe des Universitätsdoktors und des Dieners des Evangeliums, das heißt desjenigen, der die weltliche Kompetenz besitzt, die die Grundlage der Kirche bildende „Wahrheit der Schrift“ zu verkünden.
1664 verbot ein Edikt den Predigern der „angeblich reformierten Religion R.P.R.“, Gewänder und Soutanen mit Ärmeln zu tragen und „anderswo als in Kirchen in langen Kleidern zu erscheinen“.
So bürgert sich nach und nach der Gebrauch des schwarzen Talars für die Ausübung kirchlicher Aufgaben und das Tragen von Zivilkleidung in der übrigen Zeit ein.
Das heutige Gewand
In den 1970er Jahren wollten mehrere Pfarrer eine weiße Kleidung einführen. Das schwarze Gewand wurde von manchen als trist empfunden und das weiße Gewand konnte bedeuten, dass der Liturgie und den Sakramenten mehr Platz eingeräumt würde; doch wurde es zudem als eine Annäherung an die Katholiken in einer Zeit der fortschreitenden Ökumene gesehen.
Dem Pfarrer wird de facto eine große Freiheit gelassen, was das Tragen der religiösen Kleidung betrifft. Schwarz oder weiß, getragen oder nicht, nichts wird ihm aufgezwungen und er kann nach Belieben die Kompetenz des Theologen (den schwarzen Talar), das Licht der Auferstehung (das weiße Gewand) oder die Nähe zu anderen Menschen (die Zivilkleidung) betonen.
Einer neueren Umfrage zufolge tragen nur 43% der Pfarrer einen Talar, davon 39% Reformierte und 81% Lutheraner.
Der schwarze Talar ist derzeit das am häufigsten verwendete Gewand. Dabei handelt es sich um eine Art weite Tunika aus einem seidigen Stoff mit Falten, die von den Schultern ausgehen, und weiten Ärmeln.
Er hat keinen Kragen: der Talar ist vorne offen und der Pfarrer zieht darüber eine Art Kragenoberteil aus gestärktem weißem Stoff, das durch zwei etwa 25 cm lange weiße Streifen verlängert wird, die den Alten und den Neuen Bund darstellen (weißes Beffchen).
Der Talar ist zwar nicht mit dem Priestergewand des katholischen Priesters zu vergleichen, doch für die meisten Protestanten bleibt der Talar ein Symbol für das Pfarramt. Er kann einschüchternd wirken, aber auch beruhigend, denn er ist sowohl ein Zeichen der Präsenz als auch einer Tradition, der man treu bleiben möchte.
Bibliographie
- Bücher
- WILLAIME Jean-Paul, Profession pasteur, Labor et Fidès, Paris, 1986
Dazugehörige Vermerke
-
Jean Calvin (1509-1564)
Eine Generation nach Luther gibt der Franzose Jean Calvin der Reformation eine neue Richtung : er erneuert die Kirchenordnung und die Glaubenslehre und bestimmt die Rolle der Kirche im Staat neu. -
Ulrich Zwingli (1484-1531)
Zwingli ist Seelsorger und Theologe. Für ihn ist das Studium der Bibel die Grundlage einer Reformation, die den Kampf gegen gesellschaftliche Ungerechtigkeiten mit einschließt. -
La croix huguenote
Signe de reconnaissance entre réformés, la croix huguenote n’apparaît qu’un siècle après l’établissement de la Réforme en France. -
Die Tracht der Diakonissen von Reuilly
Bei der Gründung des Ordens 1841 wollten die Diakonissen sich durch die Tracht nicht zu weit von der gewöhnlichen Frau unterscheiden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts möchten sie...