Karl Barth (1886-1968)

Ein Theologe, eine Person der Öffentlichkeit, ein Wächter

Der Theologe Karl Barth (1886-1968) ist einer der bedeutendsten Vertreter des Protestantismus des 20. Jahrhunderts. Sein Werk hat viele überkommene Gewissheiten erschüttert und hat auf mehrere Generationen von Pastoren – vor allem in Frankreich – einen starken Einfluss ausgeübt. Auch hat es bei seiner allmählichen weltweiten Verbreitung intensive und mitreißende Polemiken ausgelöst.

Ein deutschsprachiger Theologe von Weltgeltung

Professor Karl Barth © S.H.P.F.

Karl Barth wurde in Basel geboren und absolvierte den entscheidenden Teil seines Theologiestudiums in Deutschland, wo er sich mit allen Neuerungen der Bibelexegese vertraut machte. Zu jener Zeit hatte die historisch-biblische Schule erheblich dazu beigetragen, die biblischen Schriften aus ihrem historischen Zusammenhang zu erklären und sie auf diese Weise zu entmythologisieren.

Während des Ersten Weltkrieges verspürte Barth, der seinerzeit in der Deutschschweiz als Pastor wirkte, die ethischen Grenzen einer Predigt, die sich vor allem auf „das Bild, das sich der Mensch von Gott macht“ konzentriert. Wenn die Exegese auch sehr wichtig ist, so interessiert sie sich doch kaum für die in den biblischen Texten beschriebenen Situationen und die ihnen eigene Dynamik. Sollte man daher nicht eher ein genaues Augenmerk auf einen Inhalt werfen, der in sich selbst bereits eine Art der Predigt ist ? Anders gesagt, sollte man nicht lieber auf das in diesen Texten niedergelegte Zeugnis achten, das heißt auf „das Bild, das sich Gott von den Menschen macht“ ? Dieser dialektische Umschwung sollte zur Grundlage des pastoralen Wirkens, des Werkes und des Engagements von Karl Barth werden.

Sein erstes großes Werk ist ein Kommentar zu den Römerbriefen (deutsche Erstausgabe 1919). In ihm tritt Barth für eine dialektische Theologie ein, das heißt eine Theologie, die sich gleichermaßen mit Gott – „da er der Gott des Menschen ist“ – und mit dem Menschen – „da er der Mensch Gottes ist“ – befasst. Seit Beginn der Dreißiger Jahre arbeitete er an seiner monumentalen Kirchlichen Dogmatik, deren Niederschrift ihn bis 1967 beschäftigte. Auch verfasste er zahlreiche Artikel. Obwohl er eigentlich in der akademischen Welt zuhause war, wirkte er stets auch als Prediger.

Ab 1933 trat er in aktiven Widerstand gegen das Regime der Nationalsozialisten. Er befand sich unter den Verfassern des im Mai 1934 von der Freien Evangelischen Synode in Barmen verabschiedeten Manifestes der Bekennenden Kirche (Barmer Theologische Erklärung).

Während des Kalten Krieges nach 1945 engagierte sich Barth an mehreren Fronten. Auch bewunderte er die von der katholischen Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) eingeleiteten Reformen.

Als er 1968 starb, war die Welt für die Zukunft bereits gut gerüstet. Die hohen ethischen Ansprüche von Karl Barth scheinen wohl umformuliert werden zu müssen, aber die Debatte, die er eröffnet hat, dauert noch immer an.

In Frankreich hat der Pastor Pierre Maury wesentlich zu einer Verbreitung des Werkes von Karl Barth beigetragen.

Bibliographie

  • Bücher
    • BARTH Karl, Avent, Bergers et Mages, 1999, 1
    • BARTH Karl, Aux captifs de la liberté, Labor et Fides, 1990
    • BARTH Karl, Dogmatique, tomes 10 à 25, Labor et Fides, 1999
    • BARTH Karl (trad. MAURY Pierre), Dieu pour nous, Les Bergers et les Mages, Paris, 1998
    • BARTH Karl (trad. RYSER Fernand), Dogmatique, Labor et Fidès, Genève, 1953-1980
    • BARTH Karl et MAURY Pierre, Nous qui pouvons encore parler, Correspondance éditée par REYMOND Bernard (1928-1956), L'Age d'Homme, Lausanne, 1985
    • BARTH Karl, trad. DE SENARCLENS Jacques, L’Humanité de Dieu, Labor et Fidès, Genève, 1956
    • BONHOEFFER Dietrich, Éthique, Labor et Fides, Genève, 1989
    • Collectif, Karl Barth, genèse et réception de sa théologie, Labor et Fides, 1999
    • MULLER Denis, Karl Barth, Éditions du Cerf, Paris, 2005

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