Ein deutschsprachiger Theologe von Weltgeltung
Karl Barth wurde in Basel geboren und absolvierte den entscheidenden Teil seines Theologiestudiums in Deutschland, wo er sich mit allen Neuerungen der Bibelexegese vertraut machte. Zu jener Zeit hatte die historisch-biblische Schule erheblich dazu beigetragen, die biblischen Schriften aus ihrem historischen Zusammenhang zu erklären und sie auf diese Weise zu entmythologisieren.
Während des Ersten Weltkrieges verspürte Barth, der seinerzeit in der Deutschschweiz als Pastor wirkte, die ethischen Grenzen einer Predigt, die sich vor allem auf „das Bild, das sich der Mensch von Gott macht“ konzentriert. Wenn die Exegese auch sehr wichtig ist, so interessiert sie sich doch kaum für die in den biblischen Texten beschriebenen Situationen und die ihnen eigene Dynamik. Sollte man daher nicht eher ein genaues Augenmerk auf einen Inhalt werfen, der in sich selbst bereits eine Art der Predigt ist ? Anders gesagt, sollte man nicht lieber auf das in diesen Texten niedergelegte Zeugnis achten, das heißt auf „das Bild, das sich Gott von den Menschen macht“ ? Dieser dialektische Umschwung sollte zur Grundlage des pastoralen Wirkens, des Werkes und des Engagements von Karl Barth werden.
Sein erstes großes Werk ist ein Kommentar zu den Römerbriefen (deutsche Erstausgabe 1919). In ihm tritt Barth für eine dialektische Theologie ein, das heißt eine Theologie, die sich gleichermaßen mit Gott – „da er der Gott des Menschen ist“ – und mit dem Menschen – „da er der Mensch Gottes ist“ – befasst. Seit Beginn der Dreißiger Jahre arbeitete er an seiner monumentalen Kirchlichen Dogmatik, deren Niederschrift ihn bis 1967 beschäftigte. Auch verfasste er zahlreiche Artikel. Obwohl er eigentlich in der akademischen Welt zuhause war, wirkte er stets auch als Prediger.
Ab 1933 trat er in aktiven Widerstand gegen das Regime der Nationalsozialisten. Er befand sich unter den Verfassern des im Mai 1934 von der Freien Evangelischen Synode in Barmen verabschiedeten Manifestes der Bekennenden Kirche (Barmer Theologische Erklärung).
Während des Kalten Krieges nach 1945 engagierte sich Barth an mehreren Fronten. Auch bewunderte er die von der katholischen Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) eingeleiteten Reformen.
Als er 1968 starb, war die Welt für die Zukunft bereits gut gerüstet. Die hohen ethischen Ansprüche von Karl Barth scheinen wohl umformuliert werden zu müssen, aber die Debatte, die er eröffnet hat, dauert noch immer an.
In Frankreich hat der Pastor Pierre Maury wesentlich zu einer Verbreitung des Werkes von Karl Barth beigetragen.