François Wendel (1905-1972)

Der Lutheraner François Wendel, ein studierter Jurist, widmete seine zahlreichen Veröffentlichungen der Geschichte der Reformation, den religiösen Einrichtungen im Elsass und dem Werke Calvins. Als Dekan der Fakultät für protestantische Theologie wirkte er nach dem Krieg an der Reform der Universität Straßburg mit.

Der Historiker

Sein Studium an der juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Straßburg schloss François Wendel 1928 mit einer Diplomarbeit über das Heiratsrecht in Straßburg zur Zeit der Reformation ab, wodurch er bereits sein Interesse für die Geschichte religiöser Einrichtungen bekundete. Von 1930 bis 1938 war er Generalsekretär des Comité alsacien d’études et d’information [Elsässisches Komitee für Studien und Information] und von 1936 bis 1938 Generalsekretär der einflussreichen Société des Amis de l’Université de Strasbourg [Gesellschaft der Freunde der Straßburger Universität]. Diese Funktion versetzte ihn dazu in die Lage, während seiner verschiedentlichen Reisen durch Deutschland die Religionspolitik der Nationalsozialisten zu beobachten.

Seine Magisterarbeit über die Verfassung und Organisation der Straßburger Kirche entstand aus seinen Studien der Geschichte religiöser Einrichtungen. Aber er arbeitete auch über ideengeschichtliche Themen, wie seine Doktorarbeit Calvin, Sources et évolution de sa pensée religieuse [Calvin. Ursprünge und Entwicklung seines religiösen Denkens, 1946 ; Übersetzungen ins Englische und Deutsche] zeigt. Er versammelte auch ein internationales Komitee um sich, das sich der Übersetzung der Werke des Straßburger Reformators Martin Butzer widmete.

Der Akademiker

  • Strassburg, Universitätsgebäude : die theologische Fakultät (Bas-Rhin)

Parallel zu allen diesen Tätigkeiten nahm François Wendel ein Studium der protestantischen Theologie auf, das er mit dem Lizentiatendiplom abschloss. 1940 folgte er der Verlegung der Straßburger Universität nach Clermont-Ferrand, wo er 1942 zum Assistenzprofessor ernannt wurde. Nach der Rückkehr seiner Universität nach Straßburg erfolgte seine Promotion, und 1953 wurde er als Professor auf den Lehrstuhl für die Geschichte des Christentums berufen. Von 1958 bis 1967 war er außerdem Dekan der Theologischen Fakultät. In dieser Funktion setzte er sich für die Schaffung neuer Unterrichtformen ein und gründete das „Zentrum für Studien und pädagogische Praxis“ sowie ein weiteres Zentrum für Studien und Analyse der Werke der Kirchenväter.

Er war Mitglied des Akademischen Rats seiner Universität und leitete das Zentrum für Religionsgeschichte, eine gemeinsame Einrichtung des Historischen Instituts der Philosophischen Fakultät und der beiden theologischen Fakultäten.

Bibliographie

  • Bücher
    • ENCREVE André (dir.), Les protestants, Beauchesne, Paris, 1993

Dazugehörige Rundgänge

  • Die Protestanten im Elsass seit 1871

    Kaum eine andere Provinz Frankreichs wurde so oft hin- und hergerissen und traumatisiert wie das Elsass, zweimal vom Deutschen Reich annektiert, zweimal wieder an Frankreich angeschlossen. Die protestantische Gemeinschaft nimmt...

Dazugehörige Vermerke

  • Charles Scheer (1871-1936)

    Das Leben dieses Pfarrers der Reformierten Kirche in Mulhouse (Mülhausen) war geprägt von seinem pro französischen politischen Engagement und seiner Rolle in der ökumenischen Bewegung.
  • Charles Munch (1891-1968)

    Ein großer französischer Dirigent.
  • Charles Westphal (1896-1972)

    Ein Pfarrer der Reformierten Kirche Frankreichs und ein scharfsinniger, subtiler Geist. Charles Westphal bleibt in Erinnerung als ein Mensch mit großer geistiger Ausstrahlung und einer soliden literarischen Bildung.
  • Charles Seignobos (1854-1942)

    Als wegweisender Vertreter der französischen Historischen Schule verband dieser Protestant wissenschaftliche Strenge mit laizistischer Unparteilichkeit.
  • Charles Gide (1847-1932)

    Charles Gide ist Nationalökonom und eine herausragende Gestalt in der Genossenschaftsbewegung und im Sozialchristentum Frankreichs. Leitfaden seines Werkes ist der Begriff der Solidarität.