In Trient tagt ein Konzil mit Unterbrechungen 18 Jahre lang
Seit langen Jahren schon fordern Humanisten und gewisse kirchliche Würdenträger eine Reform der Kirche und ihrer Geistlichkeit : die Kirchen leeren sich, die Sittsamkeit der Ordensgeistlichen wie auch der Weltgeistlichen ist beklagenswert, die Priester sind oft ungebildete Leute. Das 5. Lateran-Konzil (1512-1517) konnte hier keine Abhilfe schaffen.
Das Umsichgreifen der protestantischen Reformation läßt Kaiser Karl V. auf die Einberufung eines neuen Konzils drängen. 1536 erläßt Papst Paul III. einen ersten Aufruf, aber erst 1545 wird das Konzil im oberitalienischen Trient auf deutschem Reichsgebiet eröffnet.
Das unter der Herrschaft von nacheinander vier Päpsten tagende Konzil von Trient dauert 18 Jahre lang ; seine insgesamt 25 Sitzungsperioden werden immer wieder lange unterbrochen. Während der zweiten Sitzung (um 1550) besucht eine lutherische Delegation auf Betreiben Karls V. das Konzil, aber es kommt zu keinem Meinungsaustausch.
Das Konzil erlaubt es der Kirche, ihren Standpunkt bezüglich der Glaubenslehre und des innerkirchlichen Lebens zu klären :
- Der Glaube speist sich aus zwei Quellen : aus der Bibel und aus der kirchlichen Überlieferung.
- Das Seelenheil hängt von Gott ab, aber auch von dem tatkräftigen Mitwirken des Gläubigen.
- Es gelten nach wie vor sieben Sakramente.
- Brot und Wein des Abendmahls beinhalten tatsächlich und körperlich Jesus Christus.
- Der „Kanon“ der Heiligen Schriften (die Liste der Bücher des Alten und des Neuen Testaments, in denen sich das Wort Gottes nach Meinung der Kirche unzweifelhaft ausdrückt) wird festgelegt.
- Der Ablaß wird aufrecht erhalten, aber es soll kein Handel mehr damit getrieben werden.
- Es werden genaue Regeln hinsichtlich der Kirchendisziplin aufgestellt.
- Die Heilige Inquisition (Verfolgung religiöser Abweichler durch die Kirche selbst) wird aufrecht erhalten.
- Die Existenz des Fegefeuers und die Notwendigkeit der Gebete für die Toten werden bekräftigt.
- Der Heiligenkult wird als berechtigt bekräftigt.
Die Umsetzung der katholischen Reform in Mailand
Die Umsetzung der Kirchenreform hätte ohne den persönlichen und selbstlosen Einsatz der Bischöfe nicht erfolgen können. Der Graf Carlo Borromeo (1610 heilig gesprochen), seit 1560 Erzbischof von Mailand, gibt hierfür ein gutes Beispiel ab. Er bereist unaufhörlich sein Bistum, das er niemals verläßt. Er gründet ein großes Priesterseminar und achtet auf die Einhaltung der Disziplin der Geistlichkeit : so dürfen zum Beispiel die Nonnen ihre Klöster nicht mehr verlassen. Er gründet auch Hospitäler und Schulen.
Die Folgen des Konzils von Trient
Das Konzil hat weitreichende Folgen :
- Der Römische Katechismus (Lehrbuch für den Glaubensunterricht) wird eingeführt.
- Die lateinische Version der Bibel (Vulgata) wird für offiziell erklärt.
- Das Brevier (Gebetsbuch mit Stundengebeten) und das Meßbuch der römisch-katholischen Kirche werden neu verfaßt.
- Aber vor allem verhilft das Konzil von Trient dem Katholizismus zu einer genau festgelegten Glaubenslehre.
Die Gegenreformation wird in ganz Europa durch die religiösen Orden verbreitet, darunter besonders von dem 1540 gegründeten Orden der Jesuiten, der in die Universitäten und Höheren Schulen vordringt. Auf diese Weise schafft es der Katholizismus, die Ausbreitung des Protestantismus einzudämmen und ihn sogar (wie etwa im Deutschen Reich) teilweise wieder zurückzudrängen.
Die katholische Reform
oder Gegenreformation
im 16. Jahrhundert
Via Felice e Gregorio Fontana, 38121 Trente, Italie