Die Galeerenstrafe

Nahezu 1.550 « Galeerensträflinge für den Glauben », die verurteilt wurden, weil sie ihre religiösen Überzeugungen nicht aufgeben wollten, verbrachten bis zu dreißig Jahren auf den Galeeren.

Unter Ludwig XIV. werden für vierzig Galeeren Ruderer gebraucht

La Réale, die Galeere des Königs © Musée du Désert

Die Galeeren dienten mehr als Haftanstalten denn als Kriegsschiffe. Sie wurden 1748 abgeschafft und durch Zuchthäuser in Kriegshäfen oder Werften ersetzt.

Ludwig XIV. besitzt vierzig Galeeren, davon vierunddreißig mit Heimathafen in Marseille. Auf einer normalen Galeere werden zweihundertsechzig Ruderer gebraucht, die nötigen Mannschaften müssen von den Gerichten zugeliefert werden. Die Verurteilung der Protestanten erfolgt jedoch nicht, weil ein tatsächlicher Bedarf an Arbeitssklaven bestünde, sondern um ein abschreckendes Beispiel zu geben und Angst zu machen.

Die Einlieferungsregister der Galeerensträflinge, in denen die 60.000 Einlieferungen zwischen 1680 und 1748 verzeichnet sind, zeigen, dass die 1.550 « Galeerensträflinge für den Glauben » nur rund zweieinhalb Prozent der Mannschaften ausmachten.

Die Gründe der Verurteilung um des Glaubens willen

Louis Le Tellier unterzeichnet eine Verurteilung zu den Galeeren © S.H.P.F.

Das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) sieht die Galeerenstrafe für Protestanten vor, die versuchen, Frankreich zu verlassen, sowie für jeden öffentlichen Ausdruck des reformierten Bekenntnisses, das fortan untersagt ist. Die Verurteilten setzen sich wir folgt zusammen :

  • 22% wegen Fluchtversuchs aus Frankreich
  • 53% wegen Teilnahme an einer geheimen Versammlung der Wüste
  • 11% wegen Besitzes von Feuerwaffen oder Pulver und Blei
  • 1% wegen Schutzes oder Beherbergung eines Pastors

Sehr wenige Pastoren enden auf den Galeeren, da sie im allgemeinen mit dem Tode bestraft werden.

Die Zeiten der schärfsten Verfolgung

In bestimmten Zeiten wurde ein massenhafter Zustrom von Protestanten auf die Galeeren verzeichnet : 1685 bei der Aufhebung des Edikts von Nantes ; 1688 beim Kriegseintritt Ludwigs XIV. gegen das protestantische Europa (Augsburger Liga) ; 1697 beim Frieden von Rijswijk ; während des Kamisardenaufstandes (vor allem zwischen 1702 und 1704).

Der Intendant im Languedoc, Bâville, verurteilt 1698 in Montpellier an einem einzigen Tag 75 Männer zu lebenslanger Galeerenstrafe. Sie hatten im benachbarten Fürstentum Orange, einer ausländischen Enklave, wo der reformierte Glaube noch öffentlich praktiziert werden konnte, Zuflucht gesucht.

1713 wird unter dem wiederholten Druck der Königin Anna von England eine große Anzahl von Protestanten freigelassen. Sie müssen Frankrezich aber sofort verlassen.

Noch unter Ludwig XV. werden 132 Protestanten auf die Galeeren geschickt, und an die fünfzig kommen nach 1748 in die Zuchthäuser, die als Haftanstalten an die Stelle der Galeeren treten. Die letzten beiden protestantischen Sträflinge werden erst 1775 freigelassen : man hat sie ganz einfach vergessen.

Das Leben der Galeerensträflinge

Krankenhaus der Galerengefangenen in Marseille © Presses du Languedoc

Die Ruderer sind Tag und Nacht an ihre Bänke gekettet, die sich auf dem einzigen ungeschützten Deck der Galeere beiderseits eines Ganges befinden. Die Ruder, die sie im Gleichtakt zu bewegen haben, sind 12 Meter lang. In der Regel werden zum Rudern zwei Mannschaften eingeteilt, mit zwanzig bis fünfundzwanzig Schlägen pro Minute. Manchmal wird das Segel gesetzt.

Der Einsatz auf dem Meer dauert etwa zwei bis drei Monate pro Jahr ; die restliche Zeit liegen die Galeeren in Marseille. Ein großer Teil der Galeerensträflinge wird von den Hafenhandwerkern beschäftigt. Ausbrüche gelingen nur selten, da auf das Ergreifen eines Flüchtigen sind hohe Belohnungen ausgesetzt sind. Die anderen, die an Bord geblieben sind, müssen Strümpfe stricken.

Das Schicksal der protestantischen Galeerensträflinge

Die Lebensbedingungen auf den Galeeren wurden von Jean Marteilhe, einem 1701 zur Galeerenstrafe verurteilten Protestanten, der nach zwölf Jahren freigelassen wurde, in seinen Mémoires d’un galérien du Roi-Soleil im einzelnen beschrieben. Er zeigt die Bekehrungsversuche gegenüber den Protestanten und wie diese zusätzlichen Misshandlungen ausgesetzt sind, und schildert, wie die Aufsässigsten in die Verliese der Festung Saint-Nicolas in Marseille gebracht werden. An Bord haben es die Protestanten verstanden, sich zu organisieren. Sie unterstützten sich untereinander und knüpften Verbindungen nach außerhalb, um von Persönlichkeiten in Frankreich und im Refuge Unterstützung zu erhalten : finanzielle Hilfe, aber auch religiöse Erbauungsschriften. Nur wenige haben sich von ihrem Glauben losgesagt.

44 Prozent sind im königlichen Hospital für Sträflinge in Marseille verstorben (71 Prozent der Todesfälle traten in den ersten drei auf die Verurteilung folgenden Jahren ein) ; 56 Prozent wurden freigelassen, aber 40 Prozent von diesen letzteren haben zehn bis dreißig Jahre auf den Galeeren verbracht.

Bibliographie

  • Bücher
    • MARTEILHE Jean, Mémoires d’un galérien du Roi-Soleil, Mercure de France - Le temps retrouvé, Paris, 1982
    • TOURNIER Gaston, Les galères de France et les galériens protestants (XVIIe et XVIIIe siècles), Presses du Languedoc, 2005
    • ZYSBERG André, Les Galériens, Seuil - l'Univers historique, Paris, 1987

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