Die Familie Peugeot
Als im Gebiet von Montbéliard beheimatete Lutheraner trugen die Peugeots seit dem 18. Jahrhundert zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Frankreichs bei, indem sie ein industrielles Imperium aufbauten und Pioniere im sozialen Bereich wurden.
Lutheraner im Gebiet von Montbéliard
Die Peugeots, die wahrscheinlich schweizerischen Ursprungs sind (einer von ihnen wird 1550 als ‚Bürger von Solothurn‘ erwähnt), tauchen seit dem 15. Jahrhundert in den Kirchenregistern des Gebiets von Montbéliard auf, insbesondere in Vandoucourt, dann in Hérimoncourt, dessen Bürgermeister sie praktisch von Generation zu Generation bis zum 2. Weltkrieg waren. Sie wurden lutherisch unter dem Herzog von Württemberg, dem das Gebiet zu der Zeit gehörte, und waren immer sehr stark von der protestantischen Kultur geprägt. Sie waren meistens ‚Kirchenälteste‘ und folglich stark im Gemeindeleben tätig.
Die protestantische Ethik, die immer ein Teil ihres Erziehung war, führte die Peugeots in Richtung Liberalismus und Soziales : schon vor 1789 und trotz aller Risiken setzen sie sich für die entgültige Angliederung ihres Landes an Frankreich an, wo die neuen Ideen vorherrschen.
Die Anfänge der Industrie
Im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schlägt der erste Jean-Pierre Peugeot, 1734 geboren, den Weg ein, der seine Familie zur Industrie führen wird.
Die industrielle Tätigkeit der Familie beginnt mit der Müllerei, der Färberei und der Gerberei, ab 1810 folgt die Metallindustrie. Die beiden ältesten Söhne des ersten Jean-Pierre Peugeot, genannt Jean-Pierre II und Jean-Frédéric, gründen mit einem Schwiegersohn der Familie Japy eine erste Gesellschaft, um Stahl zu schmelzen und zu verarbeiten, während ihre zwei jüngeren Brüder, Charles-Christophe und Jean-Jacques sich dem Textilbereich zuwenden.
Ein Patent von Peugeot zum Kaltwalzen von 1819 und die Nutzung der eigenen Wälder, deren Buchenholz für die Werkzeugstiele ausgezeichnet ist, erlauben ihnen bald die Herstellung von allen möglichen Formen von Werkzeugen für Handwerk, Industrie und Landwirtschaft, zu denen die Blattfedern der Uhrenindustrie und Korsettstangen für Frauen hinzukommen.
In der nächsten Generation zahlen die zwei Söhne von Jean-Pierre II – Jules, 1811 geboren und ehemaliger Schüler der Ingenieurhochschule, und sein Bruder Emile, 1815 geboren – die anderen Teilhaber aus und gründen dann 1851 eine neue Gesellschaft, ‚die Gebrüder Peugeot‘. Sie entwickeln ihre Fertigungen in der Fabrik von Terre-Blanche in Hérimoncourt, dann in zwei Fabriken am Ufer des Doubs in Valentigney und Beaulieu. Jules Peugeot pflegt zu sagen : “ Man wird immer Nägel und Hämmer brauchen, um sie reinzuschlagen, und Zangen, um sie rauszureißen“. Das hindert die zwei Brüder nicht daran, Korsettstangen aus laminiertem Stahl für die Krinolinen der Damen des Zweiten Kaiserreiches herzustellen.
In Richtung Großindustrie
Die Söhne der Gründer von ‚Peugeot-Frères‘- Eugène, der Sohn von Jules, geboren 1844, Absolvent der Wirtschaftshochschule, und Armand, Sohn von Emile, 1849 geboren, Absolvent der Ingenieurhochschule – werden mit der neuen Gesellschaft‚ die Söhne von Peugeot-Frères‘ den Übergang zur Großindustrie vollziehen. Sie können das dank der industriellen Erfolge und der finanziellen Klugheit ihrer Älteren.
Die industriellen Mittel, über die sie verfügen, führen sie, als die Mode aufkommt, zum Fahrrad, dessen Fertigung 1888 der Fabrik von Beaulieu anvertraut wird, dann beschließt Armand Peugeot, der sich für das, was damals eine Spitzentechnologie ist, begeistert zu motorisieren, was rollen kann.
Die Entwicklung des Benzinmotors wird ihm das erlauben, und ab 1890 tauchen schließlich die ersten mit einem Daimlermotor ausgestatteten Autos von Peugeot auf und gewinnen dann Rennen. Diese von den Söhnen seines Vetters Eugène Peugeot – Pierre, Robert und Jules -wiederaufgenommene Aktivität wird die bis in unsere heutige Zeit aktuelle Entwicklung der ‚Gesellschaft der Automobile von Peugeot‘ nach sich ziehen.
Pioniere im sozialen Bereich
Von ihrer protestantischen Kultur beeinflusst, waren die Peugeots immer Pioniere in sozialer Hinsicht. Besonders Emile Peugeot und dann seine Tochter Lucy, die 1928 starb, leben in der Erinnerung als Personen fort, die der Idee des Friedens und der Nächstenliebe auf Grund ihrer Religion sehr verbunden waren : man verdankt ihnen die Gründung zahlreicher Hilfsorganisationen und eines Hospitals in Valentigney, in dem die Arbeiter und ihre Familien unentgeltlich behandelt wurden. Lange bevor es üblich und gesetzlich festgelegt war, galt für die Mitarbeiter von Peugeot :
- der 10 Stundentag (mit 30 Jahren Vorsprung),
- eine auf gegenseitiger Hilfe beruhendeVersicherung, die 1853 gegründet und größtenteils durch Peugeot finanziert wurde,
- billige Wohnungen für Arbeitnehmer,
- berufliche Ausbildung der Jugendlichen
- Sozialversicherungen hundert Jahre vor der ‚Sécurité Sociale'(Krankenkasse)
- Arbeiterrenten
- Witwenrenten (1811 eingeführt)
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