Eine Kultstätte im Osten der Hauptstadt
Da das Edikt von Nantes (1598) den Bau von protestantischen Kirchen in Paris und in einem Umkreis von fünf Meilen um die Hauptstadt herum untersagt, versammeln sich die Reformierten im Osten, in Charenton.
Jacques II. Androuët du Cerceau, der reformierte Architekt des Schlosses von Fontainebleau hatte in Ablon eine erste protestantische Kirche gebaut. Das Baumaterial von Ablon wird in Charenton wiederverwendet, wo Androuët du Cerceau ab 1607 ein großes Gebäude, das bis zu 4000 Gläubigen aufnehmen kann, baut.
1621 zerstört ein Brand diese erste protestantische Kirche von Charenton. Salomon de Brosse, der Neffe von Jacques II. Androuët du Cerceau, kümmert sich 1623 um den Wiederaufbau.
Die neue protestantische Kirche
Nach basilikalem Plan gebaut, ist das Bauwerk 33 m lang und 19,50 m hoch, es ist in Pavillonform mit Dachziegeln gedeckt und hat an einer Seite einen kleinen Glockenturm. 18 Fenster, ungefähr 1,30 m mal 1 m, die von zwei Stockwerke hohen Dachfenstern überragt werden, lassen das Tageslicht hineinfluten.
Im Inneren erlauben es von 20 Säulen getragene Galerien, die Aufnahmekapazität zu erhöhen. In jeder Ecke führen große Treppen auf die Emporen. Die protestantische Kirche von Charenton konnte 4000 Personen Platz bieten. Die Kanzel des Pfarrers ist in einem Drittel des Kirchenschiffes untergebracht. An der Decke des Kirchenschiffes sind die Gesetzestafeln aufgeschrieben, in goldenen Buchstaben auf blauem Grund. Biblische Texte zieren die Türen.
Die Zerstörung
Widerrufung des Edikts von Nantes (1685). Die protestantische Kirche von Charenton wird zerstört, geplündert, dem Erdboden gleichgemacht. Ihr symbolischer Platz als protestantische Kirche der Pariser Gemeinde hat ihr große Bekanntheit eingebracht und aus ihr eine ideale reformierte Kirche gemacht.
Der wunderbare Psalter der protestantischen Kirche von Charenton ist erhalten und in der Diozesanbibliothek Briçonnetin in Meaux aufbewahrt.
Die Zerstörung der protestantischen Kirche von Charenton löst bei gewissen katholischen Würdenträgern große Begeisterung aus. So sagt am 27. Januar 1687 der Abbé Tallemand anlässlich einer Rede vor der Académie Française : „Glückliche Ruinen, die der schönste Erfolg sind, den Frankreich jemals gesehen hat. Die Triumphbögen und die zur Ehre des Königs erbauten Statuen werden Frankreich nicht mehr Größe verleihen, als es diese protestantische Ketzerkirche tut, die durch seine Frömmigkeit zerstört wurde“.