Mathieu Lespagnandelle (1616-1689)

In dem religiösen Hin und Her dieses Bildhauers protestantischer Abstammung, der auf den königlichen Baustellen arbeitet, spiegelt sich die Unruhe einer bewegten Zeit wieder.

Von einer Konversion zur anderen

  • Lespagnandelle, der Phlegmatische, Schlosspark von Versailles © O. d'Haussonville

1616 erblickt Mathieu Lespagnandelle in Paris in einer protestantischen Familie das Licht der Welt.

1641 arbeitet er in Richelieu, wo er am 2. Dezember seinem Glauben abschwört, um sich mit Perrine Prou nach der katholischen Religion zu verheiraten. Sein ältester Sohn wird auch in dieser Religion getauft.

Sein Sohn Mathieu wird 1648 in Paris protestantisch getauft, desgleichen die drei folgenden Kinder. Mathieu Lespagnandelle ist zu seiner ursprünglichen Religion, der reformierten, zurückgekehrt. Er ist auch mit der Familie Marot verbunden, insbesondere mit Jean, und die jüngste Tochter von Mathieu Lespagnandelle

heiratet einen von dessen Söhnen. Seine Tochter Judith verheiratet sich dagegen katholisch.

Seine berufliche Laufbahn geht weiter. Er arbeitet in Vaux-le-Vicomte, im Louvre, in Versailles. Mehrere seiner Werke befinden sich noch an Ort und Stelle, unter anderem in der Grotte von Vaux und im Park von Versailles. 1651 wird er in die Académie de Saint-Luc und 1665 in die Académie royale de Peinture et de Sculpture aufgenommen.

Am 10. Oktober 1681 tritt Samuel Bernard zusammen mit Henri Testelin, Louis Ferdinand dem Älteren und Jean Michelin aufgrund der königlichen Anordnung, mit der die Protestanten ihrer Ämter in der Académie enthoben werden, zurück. Mathieu Lespagnandelle, der an diesem Tag abwesend ist, wie auch Louis Ferdinand der Jüngere und Jacques Rousseau, müssen auf königlichen Befehl zurücktreten. Nach seiner zweiten Abschwörung am 19. Oktober 1685 wird er am 1. Dezember 1685 wieder aufgenommen.

Er stirbt am 28. April 1689 und ist in Saint-Étienne-du-Mont beigesetzt.

Bibliographie

  • Bücher
    • MONTAIGLON Anatole de, PV de l’Académie Royale de peinture et de sculpture (1648-1792), publiés pour la Société de l'Histoire de l'Art Français d'après les registres originaux conservés à l'Ecole des Beaux-Arts
    • SOUCHAL François, French Sculptors of the 17th and 18th centuries. The reign of Louis XIV. Illustrated catalogue, Cassirer, London, 1977-1987, Volume 3

Dazugehörige Vermerke

  • Isaac Moillon (1614-1673)

    Isaac Moillon stammt aus einer protestantischen Pariser Familie im Umkreis von Saint-Germain-des-Prés, aus der zahlreiche Maler hervorgegangen sind.
  • Samuel Bernard (1615-1687)

    Samuel Bernard entstammt einer reformierten Familie und bewegt sich im protestantischen Kunstmilieu. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes wird er jedoch dem Protestantismus abschwören.
  • Pierre Jurieu (1637-1713)

    Als Pastor im Refuge machte sich Pierre Jurieu zum Verteidiger des Rechts der Nationen.
  • Louis Testelin (1615-1655)

    Zu der Zeit, als Louis Testelin tätig ist, ist die reformierte Religion noch kein Hindernis für eine glänzende Laufbahn.
  • Louise Moillon (1610-1696)

    Louise Moillon, die aus einer protestantischen Pariser Künstlerfamilie stammt, ist eine der bedeutendsten Stilllebenmalerinnen ihrer Zeit. Das Ende ihres langen Lebens wird überschattet von der Aufhebung des Edikts von Nantes...
  • Pierre Bayle (1647-1706)

    Sein Eintreten für Toleranz und die von ihm praktizierte kritische Geschichtsschreibung machen ihn zu einem Vorläufer der Aufklärung.