Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne (1743-1793)

Als Verteidiger der Religionsfreiheit kämpft Jean-Paul Rabaut, genannt Saint-Étienne, gegen die Sondergesetze, die die Protestanten seit der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) von der französischen Gesellschaft ausschließen.

Pastorale Mission (juli 1765-1786)

  • Rabaut Saint-Étienne

Rabaut Saint-Étienne, Sohn des Pastors Paul Rabaut, wird in Nîmes geboren. Er verbringt seine Kindheit in der unsicheren und beängstigenden Atmosphäre, die für die Familien der Pastoren der « Wüste » kennzeichnend ist.

Wegen dieser Unsicherheit schickt Pastor Rabaut seinen Sohn nach Lausanne in ein Internat, damit er dort seine Ausbildung fortsetzt. Er studiert Theologie.

Er wird am 11. November 1764 in Lausanne ordiniert. Bald darauf wird er nach Nîmes berufen, wo er seinem Vater assistiert.

Die Befreiung des Protestanten (1786-1789)

  • Toleranzedikt (1787)Von Ludwig XVI. erlassenes Toleranzedikt (1787), durch das die nicht zur katholi

Rabaut Saint-Étienne widmet sich einer wichtigen Aufgabe : die Lage seiner Glaubensbrüder zu verbessern. Um das zu tun, begibt er sich nach Paris und tritt mit dem Marquis de La Fayette in Verbindung, der der Ächtung der französischen Reformierten ein Ende bereiten will. Durch Vermittlung von La Fayette trifft er den Minister Malesherbes, der ebenfalls für eine Rechtssicherheit der Protestanten eintritt. Das Vorhaben, den Protestanten einen legalen Status zu verschaffen, wird von mehreren Persönlichkeiten um Louis XVI. unterstützt, die zu diesem Zweck Denkschriften verfassen. Ende1786 verfasst Rabaut Saint-Étienne selbst eine solche und versucht, Druck auszuüben, damit die liberalste angenommen wird.

Schließlich wird das Edikt zugunsten der Nichtkatholiken, genannt Toleranzedikt, von Louis XVI. am 7. November 1787 unterzeichnet. Es beschränkt sich jedoch auf die Regelung des Personenstandes der Protestanten. Obgleich Rabaut Saint-Étienne diese Einschränkungen bedauert, freut er sich über die Unterzeichnung des Textes und sagt : « Die Anerkennung schließt die Hoffnung keineswegs aus, sie macht sie möglich ».

Der Revolutionär

Rabaut Saint-Étienne war Mitglied der Nationalversammlung.

Am 27. März 1789 wird er zum Abgeordneten des Dritten Standes in die Generalversammlung für den Bezirk Beaucaire gewählt ; er sitzt bei den Verfassungsreformern. Seiner Meinung nach soll die Nationalversammlung ihren grundlegenden Prinzipien treu bleiben : Gleichheit und Freiheit, aber unter Beibehaltung des Königtums.

Er ergreift oft das Wort in den Debatten über die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (26. August 1789). So erinnert er wiederholt daran, dass « die Freiheit des Gewissens und der Meinungsäußerung ein unveräußerliches und unantastbares Recht » ist und dass « alle Franzosen die gleichen Rechte » haben müssen.

« Sehen Sie, meine Herren, die Protestanten tun alles für das Vaterland, und das Vaterland dankt es ihnen nicht ; sie dienen ihm als Staatsbürger, aber sie werden von ihm wie Geächtete behandelt ; sie dienen ihm als Menschen, denen Ihr die Freiheit geschenkt habt, aber sie werden von ihm wie Sklaven behandelt. Nun gibt es jedoch endlich eine französische Nation, und an sie appelliere ich zu Gunsten der zwei Millionen nützlicher Bürger, die heute ihr Recht als Franzosen fordern. Ich täte ihr Unrecht, wenn ich sagte, sie könne das Wort Intoleranz in den Mund nehmen : es ist aus unserer Sprache verbannt, wo es nur als eines dieser barbarischen und veralteten Ausdrücke überleben wird, derer man sich nicht mehr bedient, weil die dadurch ausgedrückte Idee nicht mehr besteht. Aber, meine Herren, ich spreche nicht nur der Toleranz das Wort : Freiheit ist es, was ich fordere ».

So werden die Protestanten, begünstigt durch die französische Revolution, wieder in die nationale Gemeinschaft eingegliedert. Die Gewissensfreiheit wird ihnen durch die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte gewährt, den Zugang zu allen zivilen Anstellungen und militärischen Posten erhalten sie durch den Verfassungstext vom 24. Dezember 1789, und die Freiheit der Religionsausübung durch denjenigen vom 3. September 1791.

Die Hinrichtung von Rabaut Saint-Étienne

  • « Hebelstöße », Karikatur von Rabaut Saint-Etienne © S.H.P.F.

Im September 1792 wird Rabaut Saint-Étienne zum Mitglied des Konvents

ernannt. Er sitzt bei den Girondisten, die im Gegensatz zu den radikalen Tendenzen, die von Robespierre oder Marat gefördert werden, eine gemäßigte Haltung einnehmen.

Er ist dagegen, dass Ludwig XVI. der Prozess gemacht wird, und tritt für einen Appell ans Volk und den Aufschub des Verfahrens ein.

Die Spannungen zwischen Girondisten und Jakobinern verschärft sich immer mehr. Am 2. Juni 1793 werden die Girondisten aus der Nationalversammlung ausgeschlossen. Rabaut Saint-Étienne versteckt sich.

Am 5. Dezember 1793 wird er verhaftet, vor ein Revolutionstribunal geladen und hingerichtet.

Bibliographie

  • Bücher
    • DUPONT André, Rabaut Saint-Etienne 1743-1793 : un protestant défenseur de la liberté religieuse, Labor et Fidès, Genève, 1989

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Dazugehörige Vermerke